Wann ist die Schmerzgrenze erreicht?

Eine Beleuchtungs-Glosse

Welche Schmerzgrenze meine ich?

Es gibt etliche Fragen, bei denen die Schmerzgrenze zwischen Unverständnis, unternehmerisch zweifelhaftem Verhalten, Entscheidungsverweigerung oder Ignoranz der Lebenserfahrung verschwimmen, aber immer an einem Punkt den Übergang von nachvollziehbarem Zaudern zu schmerzhaftem Verhalten einen Aufschrei provozieren müssten.

Wenn ein Unternehmer sich seiner eigenen betrieblichen Zukunft nicht sicher ist kann ich verstehen, wenn er (derzeit) nicht mehr investieren will. Wenn der Mietvertrag für Räumlichkeiten nur noch wenige Jahre läuft und ein Umzug in Betracht gezogen wird ist eine Investition kritisch zu sehen. Aber warum investieren noch immer Unternehmer nicht in energieeffiziente Maßnahmen bei Amortisationszeiten von oft um oder unter 2 Jahren? Sie versuchen vielleicht, ein paar Cent im Jahr beim Energieversorger gesenkt zu bekommen, aber zweistellig sind solche Ergebnisse bestenfalls in Euro, weniger wahrscheinlich in Prozent.

Statt weiterhin Tausende monatlich mehr an die Energieversorger für überhöhte Stromverbräuche zu zahlen würde eine Zahlung dieser Beträge als Finanzierung in effiziente Leuchten die bessere, nachhaltigere Strategie darstellen. Nur: wie bringe ich einen derart komplizierten Sachverhalt einer Führungskraft verständlich nahe?

Aktuell gibt es Förderzuschüsse von 20% – wenn gewisse Kriterien erfüllt sind. Die zu erfüllen ist eigentlich kein Problem. Ob es sinnvoll ist, Zuschüsse für eh schon sich rasch amortisierende Maßnahmen in effiziente Beleuchtung zu zahlen mögen andere entscheiden. Aber wenn dann oben erwähnte „Unternehmer“ noch immer nichts unternehmen um ihre Stromkosten zu senken und meist gleichzeitig ihre Beleuchtungssituation zu verbessern, so fällt mir die Nutzung des Begriffes „Unternehmer“ eher schwer anzuwenden.

Zugespitzt gilt in Deutschland in durchaus extremer Form auch im gewerblichen Bereich eine Aussage, die ich früher nur im privaten (Konsum-)Umfeld angetroffen habe: „Ich will alles, und das sofort, aber kosten soll es möglichst nichts.“ Echt realistisch! Daumen hoch! Oder?
Kürzlich zeigt mir ein Unternehmer stolz seine eigene Lichtlösung, kostenbewusst gedacht und ohne externes Knowhow geplant und umgesetzt. Nun hoffte er auf Zuspruch von mir. Ich bin Norddeutscher. Mit der Euphorie wie beispielsweise Begeisterungsstürmen ist es da nicht immer weit her. Mein Kommentar fiel eher lakonisch trocken als unterstützend begeisternd aus. Viel zu viele dunkle Bereiche, andere dafür völlig überbelichtet. Mit Profis wäre es besser und (oh Schreck!) sogar billiger geworden.
Nee, das war nix…

Leistung muss honoriert werden, Qualität hat ihren Preis. Erschreckend finde ich gleichzeitig aber auch, dass der Preis als Qualitätsindikator nur noch selten nützt. Es ist nicht gesagt, dass der höhere Preis höheren Qualitätsansprüchen gerecht wird. Leider reicht auch nicht ein Schwenk weg von „chinese export“ zu „Made in Germany“ um Qualität in die Finger zu bekommen. Bekannte Namen mögen Sicherheit vermitteln, aber der Produktionsdruck von hinten schiebt manches dann doch in ungewünschte Schubladen. Aber woran orientieren? Wie soll der Laie eine Sicherheit erlangen, dass er angemessene Preise zahlt und ehrlich beraten wird? Schwierig. Misstrauisch werde ich immer dann, wenn mir Angaben mit einem „Gedanken-Bruch“ geliefert werden, Argumente und Rechenwege nicht (durchgängig) nachvollziehbar sind, wenn „Luft-Buchungen“ eingeflossen sein könnten oder eigentlich einfache Dinge unnütz verkompliziert werden, beispielsweise auch durch einen Schwall Fremdwörter, die Kompetenz ausstrahlen sollen, oft aber nichts weiter als die Unwissenheit oder Unsicherheit des sich Äußernden kaschieren.

Das sind einige „Schmerzgrenzen“. Und doch nicht annähernd alle. In dieser Gemengelage „Verkäufer“ mit Herz und Hirn zu sein macht – trotz aller Schmerzgrenzen – Spaß. Warum? Sie fordert mich, diese Gemengelage. Jede Situation ist eine neue Herausforderung. Und wenn dann hin und wieder eine solche Herausforderung „mannhaft“ bestanden wurde fühle ich mich wieder glücklich.

Bis zum nächsten Mal. Ihr Schmerzgrenzentester.